Baubericht

 

 „ Das letzte Aufgebot “

 

Sd.Kfz. 251/22 Ausf. D Pakwagen

Deutschland April 1945

 

  

von

Andreas Malsch

 

 

                                                                             © A. Malsch

 

Beschreibung des Dioramas

Deutschland im April 1945.
Das III. Reich ist wirtschaftlich und militärisch am Ende. Der Führer wird in wenigen Tagen Selbstmord in seinem Bunker in Berlin begehen und sich somit seiner Verantwortung entziehen.
Durch die andauernden Bombenangriffe der Alliierten liegen die meisten deutschen Städte in Schutt und Asche.
Militärisch kann die Wehrmacht der enormen materiellen Überlegenheit der Verbündeten, Amerikanern, Briten und Franzosen im Westen, und der Roten Armee im Osten, nichts mehr  entgegensetzen.
In dieser ausweglosen Lage macht sich das letzte Aufgebot, bestehend aus alten Männern des Volkssturms und Kindern der HJ, bereit für einen Angriff auf die feindlichen Linien.
Zumeist geführt von Fanatikern, welche immer noch an den Endsieg glauben, zieht man in den aussichtslosen Kampf.
Mein Diorama stellt solch ein letztes Aufgebot dar, irgendwo in einer kleinen zerstörten Stadt in Deutschland, im April 1945.
Der Anführer der kleinen Kampftruppe ist ein Leutnant, vermutlich ein überzeugter Nationalsozialist. Er hält eine Karte in der Hand, wohl auch in dem Glauben, gleich etwas weiter Richtung Osten vorstoßen zu können.
Die Männer des Volksturmes, überdrüssig der Zeit der Entbehrungen und des Kampfes, folgen mehr oder weniger interessiert den Ausführungen Ihres Kampfgruppenführers.
Währendessen sind die anderen Besatzungsmitglieder des Sd.Kfz. 251/22 damit beschäftigt das Fahrzeug aufzumunitionieren und eine kleinere technische Wartung durchzuführen.

 

Bau des Dioramas

Das Fahrzeug Sd.Kfz.251/22


Bau des Fahrzeugmodells
Das Modell des Fahrzeuges von Hasegawa lag schon seit geraumer Zeit im Schrank meiner Bausatzsammlung.
Der Auslöser für den Baubeginn war das Erscheinen des Fotoätzteilsatzes von Part für das Sd.Kfz. 251/22.
Bei eingehender Begutachtung der Bausatzteile war sofort klar, dass die ca.3mm starken Seitenwände von Ober- und Unterteil der Wanne absolut nicht akzeptabel waren.
Somit begann ich die Stärke der Seitenwände auf wenige zehntel Millimeter zu reduzieren. Der Ätzteilesatz von PART war jedoch exakt auf das unveränderte Hasegawamodell ausgelegt. Somit waren einige Teile des Fotoätzteilesatzes auch nicht mehr zu verwenden. Das Dach über dem Fahrer und der Kampfraumboden konnten jedoch recht unproblematisch eingepasst werden. In einer Aussparung im Boden wurden noch zwei scratch gebaute Batterien samt Verkabelung untergebracht. Im Folgenden wurden die so genannten Inletts an den Seitenwänden angebracht, sowie ein komplett neu erstelltes Armaturenbrett eingepasst, inklusive aller Instrumente, Schalter und dem Lenkrad.
Der Kampfraum wurde mit unzähligen weiteren Details verfeinert, so z.B. die Sichtluken im Fahrerbereich, neu erstellten Munitionsbehältern und diversen Halterungen für Feuerlöscher, Mpi 40 oder Gasmaskenbehälter.
Der Fahrersitz entstand komplett neu aus Ätzteilen und entsprechendem Draht für die Federn der Rückenlehne.
Das Funkgerät wurde mit samt der Halterung von PART übernommen.
Erst zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich entschieden die Wartungsklappen des Motorraumes geöffnet darzustellen, so dass auch dieser gesamte Bereich aufwendig detailliert wurde. Der Motor selbst entstammt dem entsprechenden Set für das Sd.Kfz.251 von CMK, jedoch wurde auch dieser stark überarbeitet.
Nach der Bemalung und Alterung des Motorraumes wurde der ebenfalls fertig bemalte Motor eingebaut und im Anschluss komplett verkabelt, der Luftfilter installiert und unzählige Rohre angeschlossen, um alles so realistisch wie möglich darzustellen.
Die ebenfalls innen fertig bemalten und gealterten Teile der Ober- und Unterwanne konnten nun miteinander verklebt werden. Als ausgesprochen kniffelig erwies sich die Montage des Pivots für das 7,5cm Pak-Geschütz, da ich für dessen Einbaulage im Fahrzeug keine Maßstabszeichnung fand.
Im nächsten Schritt wurden die Staukästen und die vorderen Schutzbleche von PART am Fahrzeug angepasst. Erstmals versuchte ich die Vorderachse des Modells lenkbar zu gestallten. Dies gelang auch mit Hilfe feinster Stahlstifte und geringster Mengen Kleber.
Der gesamte Fahrwerksbereich wurde aufwendig verfeinert. So besteht die Kette des Fahrzeuges aus selbst erstellten zweiteiligen Einzelgliedern, welche mit einer Montagehilfe zeitaufwendig zusammengefügt wurden.
Vom Geschütz aus dem Hasegawabausatz blieben im Wesentlichen nur die Rohrwiege und der Verschlussblock übrig. Das doppelte Geschützschild ist dem PART Ätzteilsatz entnommen und das sehr feine gedrehte Rohr stammt von ABER, war aber ursprünglich für einen Panzer IV vorgesehen. Alle anderen Details entstanden in mühseeliger Kleinarbeit aus Kupferdraht, Metallteilen und Plastikprofilen.

 

 

 

Die Farbgebung:
Das 3-Ton-Farbschema des Fahrzeuges wurde der Bauanleitung des entsprechenden Modells von Dragon in 1:35 entnommen. Nach der Grundierung mit Gunze Sangyo Mr. Surfacer 1000  folgte eine Vorschattierung mit ModelMaster Lederbraun und das Auftragen der gelben Grundfarbe XF 60 von Tamiya.
Mit Hilfe der Triplex Airbrushpistole von Gabbert mit feinster Düse wurden nun entsprechend dem Vorbild-Farbschema die grünen Tarnflecken aus Tamiya XF 58 aufgesprüht, und diese grünen Tarnflecken wiederum durch dünne braune Linien aus XF 64 begrenzt. Zum Teil mussten die entsprechend grünen oder gelben Bereiche noch etwas nachkorrigiert werden, da diese extrem dünnen braunen Linien sehr schwierig zu sprühen waren. Nachdem die Farben gut durchgetrocknet waren, wurden die Abziehbilder aufgebracht und es folgte die Alterung des Fahrzeuges. Mit einem sehr feinen Pinsel und Ölfarbe Van Dyck Braun entstanden feinste Lackkratzer. Um Rost darzustellen, wie am beschädigten Kotflügel oder am Auspuff, wurden die Teile mit Ölfarbe Umbra braun bemalt und anschließend in die noch feuchte Ölfarbe braune, rostfarbene Pastellkreide getupft. Mit dieser Methode erhält man eine sehr realistische Rostdarstellung. Schmutzschlieren werden ebenfalls durch Ölfarbe dargestellt, welche ungleichmäßig in verschiedensten Farbtönen aufgetupft wird und nach einer kurzen Trocknungszeit mit einem Terpentingetränkten Pinsel nach unten abgezogen werden.

 Nach dem Auftragen einer feinen Staubschicht Tamiya XF 57 Buff mit der Airbrush wurde das gesamte Modell mit mattem Klarlack versiegelt.

Eine sehr große Hilfestellung bei der Detaillierung und Bemalung des Fahrzeuges leisteten die sehr guten Fotos eines restaurierten Fahrzeuges aus dem Heft der polnischen Serie "Militaria in Detail", an welchen ich mich ständig orientierte.

 


 

Die Figuren

 

Alle Figuren mussten entsprechend der dargestellten Szene stark umgebaut werden.
Die Besatzungsmitglieder des Sd.Kfz.251 entstammen zumeist den sehr guten Preiser Figurensätzen deutscher Panzersoldaten. Nur geringfügig wurden einige Details ergänzt, wie neue Kragenspiegel, Gürtel oder neu modellierte Taschen. Der Kommandant des Fahrzeuges und der Kampfgruppe ist ein Resinabguß einer Zinnfigur und erhielt neue Arme und einen Kopf von Preiser aus Plastik.
Die Bemalung der Besatzungsmitglieder des Fahrzeuges erfolgte in jeweils unterschiedlichen Uniformausführungen, um so wieder den Eindruck eines zusammengewürfelten Haufens gegen Kriegsende zu erwecken.
Die vier Figuren der kleinen Volkssturmgruppe sind aller unterschiedlicher Herkunft.
Der Dicke ist der Umbau einer Zivilfigur von Preiser, ebenso der das MG Haltende. Die Mäntel dieser beiden Figuren wurden mit Hilfe von Bleifolie und Andrea Magic Sculp Modelliermasse aufwendig gestaltet.
Der Hitlerjunge ist ursprünglich eine 1:76er Figur von FCM aus dem Figurenset "Gruppe Peiper". Jedoch sollte beachtet werden, dem Halbwüchsigen Ausrüstungsgegenstände in 1:72 zu verpassen, wie der Stahlhelm und die Handgranate, damit die Figur realistischer wirkt.

Für die Bemalung der Hautpartien benutze ich immer Ölfarbe, da sich so weiche Übergänge zwischen helleren und dunkleren Hautpartien gut realisieren lassen. Jedoch muss die etwas längere Trocknungszeit beachtet werden.
Die einzelnen Uniformen wurden mit Enamelfarben bemalt. Nachdem die Farben gut durchgetrocknet waren folgte eine Schattierung mit verdünnter schwarz-brauner Ölfarbe. Sollte einmal zuviel Ölfarbe in die Vertiefungen der Figur aufgebracht worden sein, kann diese mit einem terpentinfeuchten Flachpinsel wieder abgenommen werden.

Nachdem wiederum auch die Ölfarbe gut durchgetrocknet ist, werden die erhabenen Stellen der Figur mit aufgehellter Grundfarbe trockengemalt. Die feinsten Details an den Figuren, wie Gürtel, Orden, Armbinden oder Kragenspiegel werden wieder mit Ölfarbe herausgearbeitet.

So entstand zum Beispiel das Strich-Tarnmuster der Jacke des im Vordergrund stehenden Soldaten mit dem Einhaarpinsel und schwarz-brauner Ölfarbe.

Die Handfeuerwaffen und Ausrüstungsgegenstände der Figuren entstanden überwiegend in Eigenbau und wurden für spätere Projekte in Resin vervielfältigt.
Die Bemalung erfolgte auch hier mit Humbrolfarben als Basis und Ölfarben zur farblichen Detaillierung.

Das Diorama
 
Die Dioramengrundplatte mit der Kirchenruine wurden ehemals von der Fa. SF-Modellbau angeboten, welche leider so nicht mehr existiert.
Einige zusätzliche große Steine des Kirchenmauerwerks wurden aus Resinklötzchen erstellt und mit einer Mischung aus echtem alten Mauerwerksputz und Weißleim in einem größeren Schutthaufen eingebunden.
Das eiserne Tor ist ein eingepasstes Fotoätzteil von Extra Tech. Die zwei Heiligenstatuen neben dem Eingangsportal der Kirche sind ursprünglich Modelleisenbahnfiguren im Maßstab 1:120, Spurweite TT, welche jedoch entsprechend einem Vorbild aus der Nähe meines Wohnortes mit Metallfolie und Modelliermasse komplett umgebaut wurden.
Das gesamte Diorama wurde mit unzähligen weiteren Ausrüstungsgegenständen und Zubehör ausgestaltet.
So entstanden die Munitionskisten für die 7,5 cm Granaten in Eigenbau, die Granaten selbst entstammen einem entsprechenden Zubehörsatz von Attack aus Resin.
Der kleine Handwagen und die Gepäckstücke, welche auf ein kurz zuvor stattgefundenes Flüchtlingsdrama hinweisen sollen, wurden Preiser Zubehörsätzen für den Modelleisenbahnbedarf entnommen. Im Eigenbau entstanden der Kerzenständer, die Bilder, die Schuhe und die auf dem Boden verteilten Kleidungsstücke, sowie die drei Löwenzahnpflanzen.
Mit dem Aufbringen dieser letzten Details endete der Bau des Dioramas, mit einigen kurzen Unterbrechungen, nach ca. 3 Jahren, daher war die Fertigstellung nach so langer Zeit auch eine große Erleichterung.

Literaturliste


- W.Fleischer / R.Eiermann
  "Die mot. Schützen und Panzergrenadiere des dt. Heeres"

- W.J.Spielberger - Band 6
  "Halbketten Fahrzeuge des dt. Heeres 1909-1945"

- U.Feist / B.Culver
  "Schützenpanzer"
  Ryton Publications

- Ground Power Publications
  "Sd.Kfz.251"

- Sturm & Drang - Band 3
  "Sd.Kfz.250 & 251"

- Signal Squadron Publications No.21
  "Sd.Kfz.251 in action"

- Wydawicziko armor
  "Band 12 Sd.Kfz.251"
  " Armor in Focus Sd.Kfz.251"

- Waffenarsenal Special Band 32
  "Der mittlere Schützenpanzerwagen Sd.Kfz.251"

- Waffenarsenal Sonderband 54
  "Die 7,5cm Panzerjägerkanone 40"

- Waffenarsenal Band 117
  "3,7 - 5,0 - 7,5 - 8,8cm Pak"

- Waffen-Revue Nr. 79/80/81/82

- U.Feist
  "Die Wehrmacht" Vol.I
  Ryton Publications

- Jean da Lagarde
  "Deutsche Uniformen 1939-1945"
  Motorbuch Verlag